Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor sie tatsächlich reif genug dazu wären.

So entschieden sie, die Weisheit des Universums so lange an einem Ort zu verstecken, wo die Menschen sie erst finden würden, sobald sie reif genug wären.

Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken. Aber sie erkannten schnell, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde und die Weisheit auf der Bergspitze nicht sicher genug versteckt wäre.

Dann schlug ein anderer vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle des Meeres zu verbergen. Aber auch dort wähnten die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.

Dann meldete sich der weiseste aller Götter zu Wort:

„Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird erst dort danach suchen, sobald er reif genug ist. Und das ist erst dann, wenn er den Weg in sein Inneres geht.“

Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst.

Persische Geschichte

Auf ihrem Lebensweg fragen Menschen andere Menschen gerne um Rat, lesen Lebenshilferatgeber und glauben, dass andere Menschen die richtige Antwort kennen.

Bringt das was? Kann ich die Tipps zu einem besseren Leben der Lebenshilferatgeber einfach so umsetzen? Nutzen mir schlaue Ratschläge anderer etwas?

Gehen wir doch einfach einmal davon aus, dass die meisten Ratgeber zur Selbsthilfe nicht unbedingt nutzlos sind, sondern einfach nur unvollständig. Sie blenden die Komplexität der Themen aus. Nehmen wir als Beispiel einfach mal das Thema Übergewicht. Das liegt nicht nur an Essgewohnheiten sondern hat oft auch psychische Ursachen (Angst, Essen als Ersatzbefriedigung, innerer Mangel, fehlende Liebe etc).

Oder das Thema Geld. Es nutzt wenig, dir Spartipps anzulesen, wenn du eine tiefe innere, unbewusste Abwehrhaltung gegen das Geld hast oder Probleme mit dem Nehmen oder fehlendes Selbstbewusstsein für den Wert deiner Arbeit einzustehen und und und. Das Thema ist vielfältig.

Verfasser von Selbsthilferatgebern gehen im Allgemeinen von dem aus, was ihnen selbst geholfen hat, sodass sich in ihren Büchern die eigenen psychologischen Grundmuster spiegeln. Stimmt die Psychologie des Ratsuchenden mit der des Ratgebenden überein, kann dessen Strategie vielleicht hilfreich sein.

Das gilt übrigens für alle Ratschläge.

Bei der größten Anzahl, wird der Ratsuchende aber auf den falschen Weg geschickt. Lese dazu auch meinen Artikel über die Irrtümer im Coaching

So kann ein Rat, der einem Menschen vielleicht hilft, für einen anderen katastrophal sein. Man gießt Öl ins Feuer, wenn man einem bestimmten Charaktertyp nahelegt etwas mehr Toleranz zu üben. Oder einen anderen zu sagen, er solle entschlossener auftreten, ist unter Umständen so hilfreich, wie einem Hungernden eine Diät zu verordnen.

Und das kann auf alle unsere Themen übertragen werden, egal ob es sich ums liebe Geld dreht, den Job, die Beziehung, den Erfolg, die Karriere, die Führung.

Bei allem, was uns betrifft, kommen wir an uns selbst nicht vorbei.

Es sind nicht die äußeren Umstände, die dich daran hindern, deinen eigenen Weg in die Erfüllung zu gehen. Viel zu oft ist es eine anerzogene Angst, dich dir selbst zu stellen. Wie oft haben wir in unserer Erziehung gehört, Dieses oder Jenes sei an uns nicht in Ordnung? Wie oft haben wir gehört, was wir zu tun uns zu lassen haben und wie oft wurde uns noch mit Strafe gedroht? Wie oft wurde im Namen der Religion von einem strafenden Gott erzählt, der alles sieht und alles hört und alles weiß, was du tust und denkst? Wie oft wurden wir ermahnt, dass unsere gesunden Triebe und Bedürfnisse nicht in Ordnung sind?

Mit der Zeit haben wir der Erziehung geglaubt, die Muster übernommen und die Einsagungen vergessen. Mit der Zeit haben wir uns immer weiter von uns selbst entfernt.

Wir haben uns eine Maske, eine Persönlichkeit (übersetzt bedeutet „Persona“ Maske) zugelegt, die wir der Außenwelt zeigen. Wir zeigen das, was wir denken was gesellschaftlich adäquat ist. Unsere wirklichen Persönlichkeitsanteile, das was uns ausmacht, das was wir wirklich sind – unser Selbst – haben wir in vielen Bereichen in den Schatten gedrängt.

Das Leben gibt uns hin und wieder Hinweise, uns damit zu beschäftigen, durch:
• Krisen
• Blockaden
• Gutgemeinte (Wachstums)Feedbacks anderer, mit denen du nicht klar kommst, gegen die du dich wehrst und mit üblichen Verdrängungsmechanismen (Angriff, Flucht, Totstellen) reagierst
• Faszinationen an Menschen und Themen
• Leidenschaften, die du konsumierst statt auszuleben
• etc
Doch wie oft verstehen wir diese Hinweise nicht, versuchen sie weiter zu verdrängen und uns nicht damit zu beschäftigten. Haben sie doch die Tendenz uns aus unserem Gewohnten heraus zu holen.
Schattenarbeit bedeutet, die verdrängten Persönlichkeitsanteile wieder zurück ins Bewusstsein zu holen, sie anzunehmen und den Schmerz der dadurch entstanden ist, zu transformieren. Im Schatten verbergen sich oft unsere größten Geschenke, Talente und Schätze und viele ungenutzte schöpferische Energien. Durch die Integration befreien wir den Schatten und erlösen uns von der destruktiven Wirkung (die sich als Ventil in körperlichen Beschwerden, Symptomen oder Krankheiten zeigen kann). Damit heilen wir auch im Außen sichtbare Formen der Schatten – Verletzungen, Minderwert, Unwürdigkeit, Hass, Neid, Schuldzuweisungen, Trennung.
Marianne Williamson drückte es in einem Gedicht, das Nelson Mandela bei seiner Antrittsrede benutzte so aus:

Unsere tiefste Angst ist nicht, ungenügend zu sein.

Unsere tiefste Angst ist, dass wir über alle Maßen kraftvoll sind.

Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, was wir am meisten fürchten.

Wir fragen uns, wer bin ich denn, um von mir zu glauben, dass ich brillant, großartig, begabt und einzigartig bin?

Aber genau darum geht es, warum solltest Du es nicht sein?

Eine weitere Möglichkeit, uns selbst zu begegnen kann eine Beschäftigung mit dem Enneagramm sein. Es bietet nicht nur einen Einblick in unsere Kernprobleme, sondern erklärt auch unsere Stärken und Schwächen.

Das moderne Enneagramm ging aus vielen verschiedenen spirituellen und religiösen Traditionen hervor. Im Großen und Ganzen handelt es sich um eine Zusammenfassung des universalen Wissens, das über Jahrhunderte hinweg angesammelt wurde und zu dem Buddhisten, Juden (Kabbala), Christen und Moslems gleichermaßen beigetragen haben.

Das Wort Enneagramm kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus ennea (neun) und grammein (Figur, Abbildung) zusammen.

Es erklärt uns 9 verschiedene Ausdrucksformen der Persönlichkeit. Das Enneagamm hilft uns, uns zu erinnern, wer wir in Wahrheit sind. Es bringt uns also das Original unseres Selbst mit all ihren Qualitäten und Eigenschaften zurück. Es zeigt uns, wo wir uns selbst Steine in den Weg legen und hebt hervor, wie unnötig und selbstzerstörerisch manche unserer Verhaltensweisen sind, aber auch, welche verborgenen Möglichkeiten in uns schlummern und hilft uns dabei unser eigenes Potenzial zu entfalten.

Unser angeborenes Ur-Vertrauen, unser vorbegriffliches, selbstverständliches Wissen, dass das Universum, die menschliche Natur und das Leben essenziell gut und liebenswert sind, wird durch frühkindliche Erfahrungen des Nicht-Gehalten-Seins erschüttert.

Die Folgen bestehen darin, dass unser wahres Selbst, unsere wahre Essenz verzerrt, verschleiert oder verdunkelt wird durch Ego-Fixierungen, Fehlidentifikationen, angewöhnte Wahrnehmungs-, Fühl-, Denk- und Verhaltensmuster („spezifische Verblendungen“, „Schwierigkeiten“ und „Reaktionen“).

Das Enneagramm ist kein System der Persönlichkeitsstrukturen, auch wenn es sehr häufig als solches dargestellt wird. Es ist vielmehr eine Beschreibung der Charakterfixierung, und dieselbe Charakterfixierung kann sich in einer ganzen Reihe unterschiedlicher Persönlichkeiten zeigen. Die Charakterfixierung liegt auf einer tieferen Ebene als die der Persönlichkeit. Hier finden wir den Knotenpunkt des Ego. Von hier aus, von dieser Identifikation im tiefsten Kern steigen alle Gedanken, alle Gefühle und alle Verhaltensweisen der Persönlichkeit auf. Man kann die Charakterfixierung auch als zentrale Überlebensstrategie des Körpers betrachten. Hier, auf dieser Ebene, wird das falsche »ich«-Gefühl, das die Wurzel allen Leidens ist, erkannt und transzendiert. Erfahrungen mit Unzulänglichkeiten der frühkindlichen Umwelt führen zu mehr oder weniger starken Beeinträchtigungen des natürlichen Grundvertrauens.

Dieses Misstrauen aufgrund eines unzulänglichen Gehaltenseins und die verzerrte Sicht der Gesamtwirklichkeit führen zu dem Gefühl einer „spezifischen Schwierigkeit“

(Minderwertigkeitsgefühl; Scham über sich selbst; Gefühl, nicht liebenswert, falsch, gedemütigt, hilflos, verlassen, isoliert, unsicher, verloren oder schuldig zu sein) und rufen eine „spezifische Reaktion“ hervor. Das kleine Kind von damals hat das Charaktermuster gewissermaßen erfunden und zwar als Notlösung und Überlebensstrategie.

Das Charaktermuster soll vor einer Wiederholung der Kindheits-Not schützen, und das tut es auch in gewisser Weise. Gleichzeitig wird die erwachsene Person auf das gewohnte Erleben und Verhalten reduziert, kann nicht mehr frisch und unbefangen auf eine Situation reagieren, vermeidet dadurch Erfahrungen, die nicht ins Muster passen und die korrigierend wirken könnten. Das Charaktermuster dient als Selbstschutz, vereitelt aber unglücklicherweise gleichzeitig, dass man bekommt, was man zutiefst bräuchte. So wird ungewollt die ursprüngliche Not reproduziert.

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